Mittwoch, 18. Juni 2025
Was für ein Missgeschick! Wolfgang und ich sind wieder in Regen – und zwar seit dem 4. Juni 2025! Unsere Vermietung hat erneut gewechselt. Wir sind in einem kleinen Ferienhaus in Pfistermühle bei Regen. Annemarie S. musste die Vermietung aufgeben, weil ihr Sohn samt Lebensgefährtin und deren Sohn in die bisherige Ferienwohnung einziehen wollten.
Dann hatte ich – gleich am ersten Tag – einen Unfall. Deshalb konnte ich bis heute nicht schreiben (handschriftlich geht noch immer nichts, aber wenigstens direkt in den PC) und deshalb ist dieses Tagebuch denn auch eine abgespeckte Version. Ich will dennoch versuchen, die Ereignisse des Ritterspektakels, so wie Wolfgang und ich es erlebt haben, so genau wie möglich darzustellen.
Mittwoch, 4. Juni 2025
Wir kamen bei Sonnenschein und Wärme an, doch wurde bereits vor Gewitter mit Starkregen und Hagel gewarnt. Unsere neue Vermieterin, Rita Hackl, konnte eine Unterstellmöglichkeit für unser Auto bei der benachbarten Zimmerei vermitteln. Wir selber haben einen überdachten Außensitz, unter dem wir uns sicher fühlten, als das Gewitter losbrach. Leider ist am Dachanschluss eine kleine Lücke, durch die es nach einiger Zeit durchregnete und uns den Aufenthalt dort vermieste. Durch den strömenden Regen verzogen wir uns ins Haus. Ich hatte nasse Sohlen, im Eingangsbereich war das Laminat ebenfalls nass – und ich rutschte aus, stürzte und krachte mit der rechten Hand auf den harten Boden! Wolfgang war völlig verzweifelt, machte sich Vorwürfe, mich nicht gewarnt zu haben, aber er konnte gar nichts dafür, dass ich mich mal wieder langgelegt habe. Die Schmerzen in der rechten Hand veranlassten mich aber, am folgenden Tag nach Zwiesel in das dortige Kreiskrankenhaus zu fahren und das Handgelenk untersuchen zu lassen. Ergebnis: Radiusfraktur der rechten Hand! Zwar war der Bruch nicht verschoben, aber es bedeutete erneut Mr. Gips, nach 2014 nun an der rechten Hand. Schlimmer geht halt immer …
Donnerstag, 5. Juni 2025
Ich habe mich in der Arberland-Klinik notversorgen lassen und trage an der rechten Hand einen Halbgips. Die Gipsschale beschränkt sich auf die Oberseite des Unterarms und der Hand. Eine normale Binde hält sie an Ort und Stelle. Weil die Bruchstelle noch geschwollen ist, muss ich sehr aufpassen, die Hand nicht doch versehentlich zu bewegen. Der Arzt empfiehlt, sie möglichst hoch zu halten, um einer weiteren Schwellung vorzubeugen.
Ich rufe Wolfgang an, dass ich fertig bin. Er ist gerade in Pfistermühle angekommen und macht sich auf den Weg nach Zwiesel. Ich gehe ihm entgegen und treffe ihn an der Einmündung der Langdorfer Straße in die Regener Straße beim Bräustueberl der Dampfbierbrauerei, wo wir essen wollen. Ich nehme eine kleine Portion Wildgulasch – einarmig gut zu essen.
Nach dem Essen fahren wir nach Hause. Dort durchsucht Wolfgang den Erste-Hilfe-Kasten nach einem Dreieckstuch, aber vergeblich. Er ruft Annemarie an, schildert die Sachlage und fragt, ob sie vielleicht so ein Ding hat. Sie meint, dass dem so wäre. Wir fahren hin. Tatsächlich finden sich in dem älteren Erste-Hilfe-Kasten drei Dreieckstücher, die sie mir gibt. Wolfgang bindet mir eines davon um, und ich kann den Arm einhängen.
Wir fahren wir am Nachmittag nach Weißenstein hinauf. Dort kommen die ersten Fieranten an, bauen ihre Stände auf. Auch die “Lageristen” kommen an und bauen ihre Lager auf. An der Vogtey nehmen Boris Radlinger und seine Frau Angelika meine Handverletzung mit einigem Schrecken zur Kenntnis. Angelika hat die Idee, dass der Schriftführer des Vereins mir bei den Interviews und dem Bericht hilft, aber das ist für mich nicht dasselbe, als wenn ich selbst schreibe. Wolfgang könnte das ebenso tun, aber auch ihm will ich nicht zumuten, meine Formulierungen zu Papier zu bringen. Ich finde, das ist – journalistische Arbeit hin oder her – zu persönlich, um nach Diktat zu schreiben. Boris gibt uns die in diesem Jahr goldfarbenen Crewarmbänder, die wir wie üblich bezahlen werden. Der Eintritt kostet nach wie vor 5 € für alle drei Tage. Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt.
Noch schlimmer ist, dass ich für mindestens 6 Wochen einarmiger Bandit bin und nur eingeschränkt selbstständig sein kann. Ich werde in der nächsten Zeit nur Essen bestellen können, dass ich buchstäblich mit Links essen kann …
Wettertechnisch meint Petrus es in diesem Jahr mit den Weißensteinern gar nicht gut. Der bisherige Aufbau fand unter brütender Hitze statt, jetzt hat es schon wieder so viel geregnet, dass der Boden am Burganger matschig ist. Keine gute Voraussetzung für ein gutes Gelingen des 15. Ritterspektakels zu Weißenstein …
Freitag, 6. Juni 2025
Ich benötige einen Duschschutz für den Arm, den Nässeschutz wollen und müssen wir hier kaufen. Zwar besitze ich so ein Teil, doch liegt das 800 km nördlich von hier irgendwo im Kabuffschrank. Ich müsste selbst danach suchen und kann das nicht unserer Nachbarin zumuten. Nach dem Mittagessen bei Rudi in Zwiesel fahren wir nach Regen zum Sanitätshaus Lackerbeck. Die Auswahl ist knapp – und nur für Beine, nicht aber für Arme. Kostenpunkt: um die 20 €! Wieder im Ferienhaus prüft Wolfgang Amazon. Dort wird so etwas für 10 € angeboten und soll am folgenden Tag geliefert werden. Wir bitten Annemarie um Erlaubnis, zu ihr liefern zu lassen. Ihre Adresse ist in meinem Amazon-Konto gespeichert. Sie stimmt zu. Wolfgang bestellt deshalb bei Amazon. Da will man örtlich kaufen und blitzt ab …
Ich beglückwünsche mich dazu, dass ich im vergangenen Jahr wegen der OP an meiner rechten Schulter rechtzeitig gelernt habe, mir den Allerwertesten mit Links abzuwischen. Sonst müsste mein armer Wolfgang das auch noch machen. Seitdem ich Schmerzen in der rechten Schulter hatte – seit Anfang 2023! – hat er den größten Teil des Haushalts gemacht, hat nach dem 26. April 2024, dem Tag der OP, mich rundum versorgt, hat mich gewaschen, mich an- und ausgezogen, mir das Essen gemacht und vorgeschnitten, hat darauf geachtet, dass ich meinen rechten Arm für 8 Wochen brav im Gestell behalten habe (Tag und Nacht!) und es weitere 4 Wochen in der Nacht getragen habe. Ich bin mit einem leibhaftigen Engel verheiratet. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Und jetzt darf er das die nächsten 6 Wochen nochmal machen …
Heute startet das 15. Ritterspektakel. Wir fahren gegen 16.00 Uhr nach Weißenstein hinauf. Schon von weitem ist sichtbar, dass die Zelte der Lagernden stehen. Wir bekommen auf dem seitlichen Parkplatz gegenüber dem unteren Zugang tatsächlich noch einen Platz. Die Armbänder schlingen wir uns nur für den Zugang um eine Hand, danach nimmt Wolfgang sie in eine seiner Westentaschen. Er ist wie üblich in Zivil, ich habe mich mit einiger Mühe in meine braune Mittelalterhose geworfen, habe ein naturweißes Kurzarmhemd im Mittelalterstil an und trage meinen handgenähten “Robin-Hood-Hut”, den ich anlässlich des 14. Ritterspektakels 2023 kurz vor knapp noch hergestellt hatte. In der ledernen Botentasche habe ich statt meines Notizbuches die hölzernen Bierdeckel und die Glasschatten, die ich mit meinem neuen Brennkolben nachbearbeitet habe.
Gleich vorn neben dem Kassenzelt hat mein tschechisch-niederländischer Schmucklieferant Graciella den Stand aufgebaut. Bei einem ersten Rundgang über den Markt finde ich noch den Händler, bei dem ich letztes Mal die grüne Gugel gekauft habe. Die Auswahl an Bekleidung beschränkt sich auf wenige solche Stücke. Die einfachen Hemden, die ich als Ersatz für zwei aufgetragene suche, finde ich dort nicht. Ein weiterer Händler hat Hemden von Burgschneider im Angebot und lästert über die von mir eigentlich gesuchten von Leonardo Carbone. Die Burgschneider-Hemden fallen für gewöhnlich kleiner aus als angegeben. In meiner Größe hat er keines da.
Die Veranstaltung ist für einen Freitagnachmittag überdurchschnittlich gut besucht, vor allem von Familien mit Kindern. Offenbar haben alle die Wetterprognose gesehen, die für die beiden kommenden Tage viel Regen prophezeit und sind schon heute gekommen. Die Spielzeugverkäufer setzen augenscheinlich erneut rekordverdächtig um. Aber es ist nicht nur Spielzeug, auch Mittelalter-Bekleidung geht gut – auch für Kinder.
Für den Anschuss, den wieder die Baierruther Katzbalgerey machen wird, finden wir sogar in der vorderen Bankreihe Platz, Wolfgang organisiert zwei Wickelwürste von Mundgerecht, das Bier – jenes speziell für das Ritterspektakel zu Weißenstein gebraute leicht dunkle Ritterspektakel-Bier – wird serviert. 4,70 € sind kein Pappenstiel für die Halbliterklasse, aber die Brauerei Falter ist mit dem Bierpreis auch nicht gerade zurückhaltend. Für den Kasten verlangt man inzwischen 16,49 €.
Mit Links eine große Wickelwurst zu essen ist komplex, und ich bekleckere mich prompt mit Senf. Der trifft zwar nur das der Dreieckstuch, aber er ist drin – und wird bis zum Ablegen dieses Hilfsmittels auch der einzige bleiben. Der Anschuss erfolgt dreifach mit einer Kanone und drei Hakenbüchsen. Dazu tritt noch ein Fähnrich. Wie es aussieht, haben die Baierruther sich ein Banner machen lassen – geviert von einem goldenen Drachen in rot und dem schwarz-weißen Hohenzollernwappen (geviert von schwarz und weiß), das sich im Bayreuther Wappen findet.
Boris Radlinger eröffnet nach dem Anschuss die Veranstaltung, die ein Jubiläum ist. Es ist das 15. Ritterspektakel zu Weißenstein. Der Bürgermeister Andreas Kroner spendet ebenfalls einleitende Worte.
Wegen meines außer Betrieb befindlichen rechten Armes, meines rheumageschädigten rechten Knies und des doch in gewissem Umfang unebenen Bodens auch am oberen Burganger riskieren wir nur eine kleine Runde über den oberen Lagerbereich, aber keine Besuche bei den Gruppen. Ich könnte nichts notieren und will den Leuten dann auch nicht auf die Nerven gehen. Gegen 18.00 Uhr verlassen wir das Veranstaltungsgelände und fahren nach Pfistermühle zurück. Am Abend findet noch das Halbfinale der Nations League zwischen Deutschland und Portugal statt, das unsere Mannschaft 2 : 1 verliert.
Samstag, 7. Juni 2025
Schon in der Nacht beginnt es zu regnen. Wir fahren nach dem Frühstück nach Weißenstein hinauf. Kein Parkplatz auf Asphalt mehr frei. Wir müssen auf die nasse Wiese. Vor uns sind schon sichtbare Fahrspuren im Matsch. Das ist nicht Weißenstein, das ist Matschenstein … Da solches Übel bereits angekündigt war, haben die Burgfreunde Hackschnitzel eingesorgt und füllen damit die Matschlöcher auf. Doch wie man es auch dreht und wendet: die Schlacht um Weißenstein wird in diesem Jahr ebenso ausfallen wie 2012 und 2014. Der Boden ist so rutschig, dass es lebensgefährlich wäre, darauf auch nur so zu tun, als ob man mit Schwertern aufeinander eindrischt. Der Gang durch die Fieranten hinterlässt Matschkrusten auf unseren Schuhen. Ich bin froh, dass ich meine Haferlschuhe mitgenommen habe und nicht die 2014 bei Vehi Mercatus (damals noch in Regen) gekauften Nagelstiefel. Die wären schlicht ruiniert.
Bei dem Händler mit den Burgschneider-Hemden finde ich eine längere dunkelgrüne Gugel mit braunen Stickereien, die dezenter sind als die gelben an meiner neueren grünen Gugel. Ich frage nach dem Preis – und falle fast in den Matsch, als der gute Mann von 85 € spricht. Die Gugel bleibt dort, auch wenn er den Loden in höchsten Tönen preist. Bei Hobby ist die Preisskala nach oben weit offen. Ich besitze einen dunkelblauen Lodenmantel, der vor gut vierzig Jahren um die 250 DM gekostet hat und einen grünen Lodenumhang, der auch nicht billiger war. Die würden heute wohl ebenso viel in Euro kosten, sind aber auch im Alltag tragbar, was von einer bestickten Gugel nur bedingt zu sagen ist. Gut, ich habe vor zwei Jahren 50 € für die grüne Gugel bezahlt, aber auch das schon mit weinendem Geldbeutel. Und mit Inflation ist nicht alles erklärbar.
Erwartungsgemäß ist der Besuch an diesem Tag geringer als gestern, denn es regnet immer wieder, mal mehr, mal weniger. Dem Bodenzustand tut das nicht gut. Wir holen uns von Mundgerecht Krautgulasch, das ich mit der linken Hand essen kann. Wir machen eine kleine Runde über den oberen Platz, finden alte Bekannte an Lageristen, aber auch neue Gruppen. Den Drang, Interviews zu machen, kann ich gerade noch unterdrücken. Ich kann nichts schreiben. Dabei habe ich dieses Jahr sogar an die Visitenkarten und die Presseausweise gedacht, sie rechtzeitig hergestellt und eingesteckt, aber nun nützen sie mir nichts. Deshalb habe ich sie auch gar nicht mit zum Spektakel, sondern in meiner Handtasche, die in Pfistermühle ist.
Nach einer guten Stunde machen wir uns auf den Heimweg nach Pfistermühle.
Sonntag, 8. Juni 2025, Pfingstsonntag
Die Nacht über hat es geregnet und es regnet auch am Morgen weiter, mal mehr, mal weniger. Die Wetter-App macht etwas Mut: Gegen zehn Uhr könnte es für eine Weile trocken bleiben. Nach dem Frühstück hört es tatsächlich auf, wir kommen trocken ins Auto, um zur Pfingstmesse in der Burg zu fahren. Unter freiem Himmel macht es in diesem Jahr wirklich keinen Sinn. Auf dem Weg nach Weißenstein tröpfelt es nur wenig.
Der Asphalt-Parkplatz ist erwartungsgemäß belegt, wir müssen wieder auf die Matschwiese. Wir traue unseren Augen kaum, dass die Hackschnitzel, die gestern den Weg halbwegs befahrbar machten, komplett in die Wiese geknetet sind. Und es sind keine weiteren Hackschnitzel mehr vorhanden. Der gesamte Vorrat wurde gestern schon benötigt. Sonntags sind natürlich keine mehr zu kriegen. Wolfgang bezahlt die Parkplatzgebühr von 2 €, eine Platzwartin winkt uns in die zweite Reihe. Vor uns fährt ein Golf, der in den aktuell letzten Parkplatz einfährt. Unserer wird direkt daneben sein. Der Fahrer des Golf öffnet die Tür, Wolfgang muss anhalten – und kommt nicht mehr vom Fleck! Die Räder drehen durch! Auch Anschiebehilfe genügt nicht, um die Reifen aus der Schlammkuhle zu kriegen. Wir sind schon völlig verzweifelt, als ein weiterer Golf, ein allradgetriebener Wagen, hinter Carlchen einparkt und die Situation übersieht. Er bietet Hilfe an, holt aus dem Kofferraum ein Abschleppseil, hängt es an seine Anhängerkupplung. Wolfgang klappt die Anhängerkupplung aus, hängt das Abschleppseil ein, der andere Fahrer steigt ein und zieht Carlchen auf festeren Grund. Jetzt kann Wolfgang ihn wegfahren und bekommt gleich an der Ausfahrt einen Parkplatz zugewiesen, von dem wir später nur nach nach vorne wegfahren müssen. Ich gehe zu Fuß weg, begleitet vom Parkplatzwart, der mir sagt, derartigen Matsch habe er bei Ritterspektakel noch nie erlebt.
Wir kommen dank der Hilfe noch rechtzeitig zur Messe, die im Hochzeitssaal des “Fressenden Hauses” stattfindet. Pfarrvikar Andreas Artinger, der kirchliche Vereinsbeauftragte, hält wieder die Messe, die auch wieder vom Kirchenchor Zell begleitet wird, in dem auch Ingrid und Sepp Niedermeier Mitglieder sind. Die Chormitglieder sind gewandet. Kurz vor Beginn der Messe kommen noch zwei junge Frauen aus dem Lager und finden gerade noch zwei freie Plätze vor uns. Es ist unschwer erratbar, dass im Lager mit offenem Feuer geheizt wird. Beide verbreiten massiv Holzfeuerrauchduft. Pfarrer Artinger stellt in diesem Jahr die Gemeinschaft in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Wie schon am Vortag ist witterungsbedingt deutlich weniger Besuch beim Ritterspektakel. Zwar ist während der Messe die Sonne herausgekommen, aber das Vergnügen währt nicht lange. Gegen ein Uhr gibt es einen derben Wolkenbruch. Wir können uns knapp in das blaue Schnupferzelt retten. Beim Zelt der Burgfreunde sind zwei der vier Seitenteile als Dächer ausgestellt. Sie sind mit massiven Stangen befestigt, aber sie hängen durch – gefüllt mit Wasser. Immer wieder ist einer der Burgfreund damit beschäftigt, die Wasserbeulen auszuleeren. An beiden Zelten zerrt jetzt auch noch Sturm, der hier oben besonders gut spürbar ist.
Nachdem wir unsere kleine Wickelwurst verspeist und das Bier ausgetrunken haben, verziehen wir uns wieder nach Pfistermühle. Bei dem Matsch macht es nicht mal Freude, durch die Fieranten zu gehen. Um 17.00 Uhr fahren wir nochmals hoch, bekommen unseren Parkplatz vom Vormittag wieder. Weil inzwischen die Sonne hervorgekommen ist und augenscheinlich bleiben will, habe ich nur mein grünes Hemd mit den langen Ärmeln an. Die Gugel bleibt in Pfistermühle, denn die Sonne ist richtig warm. Am Kassenzelt sitzt keiner mehr, die Veranstaltung ist – wie 2012 und 2014 vorzeitig abgebrochen worden. Ich bin versucht, den Händler nochmals aufzusuchen, um ihn zu fragen, ob er die 85 € für die Gugel immer noch ernst meint, da kommt mir eine Familie entgegen, deren einer Sohn eben diese Gugel trägt. Und es war nur eine vorhanden, wie ich gesehen hatte. Ich verzichte auf den weiteren Besuch dort.
Wir finden eine abgetrocknete Biertischgarnitur, auf der wir uns niederlassen. Wir bekommen unser Bier, Wolfgang will noch zwei Wickelwürste holen, bekommt aber “nur” noch zwei Käsestrudel mit Speck – aber die sind so was von lecker! Bei uns erscheint Sepp, der mit den Nerven zu Fuß ist. Das hat ihm dieses Jahr gar keine Freude gemacht. Wir wollen uns später noch treffen, wenn er sich wieder etwas erholt hat. Nicht lange danach stolpert auch Angelika Radlinger an unseren Tisch – ebenfalls völlig von den Socken. Dieses Spektakel muss wirklich mehr als nur anstrengend gewesen sein.
Weil die Lageristen wegen der Glitschigkeit des Bodens nicht mit ihren eigenen Fahrzeugen auf den Platz fahren sollen, werden die Anhänger von Traktoren zu den Lagerplätzen geliefert und auch wieder abgeholt. Der Besitzer eines Navara-Geländewagens mit griechischem Kennzeichen bietet seine Hilfe an – und muss die Erfahrung machen, dass seine Reifen genauso durchdrehen wie die von Carlchen am Vormittag. Er hängt am Übergang vom Lager zum Markplatz fest. Erst ein Traktor kann ihn und den daran hängenden Anhänger befreien. Danach fährt er nicht wieder auf den Platz.
Über den Platz pfeift kalter Wind. Die Sonne hat sich hinter dicken Wolken verkrochen, als wir gerade fünf Minuten wieder dort waren. Entgegen meiner Hoffnung kommt sie auch nicht wieder. Jedes mal, wenn es heller wird, flutscht von irgendwo eine neue Wolke vor die helle Stelle. Es ist etwa 18.00 Uhr, als wir ziemlich durchgefroren nach Pfistermühle zurückkehren.
Montag, 9. Juni 2025, Pfingstmontag
Es ist der Gipfel der Gemeinheit! Heute scheint die Sonne warm und unschuldig vom Himmel! Ab heute soll das Wetter für die nächsten Tage trocken und warm bis heiß sein – und die Lageristen und Fieranten, die gestern noch geblieben sind, weil sie schier keine Chance hatten, die Anhänger auf den Platz und wieder herunter zu bekommen, packen bei Sonnenschein und Wärme ein. Was für eine Gemeinheit, Petrus! Die Mittelalter-Party verregnet und vermatscht, die unangenehme Einpackarbeit dann bei schönstem Sonnenschein! Nun, es erspart vielleicht dem einen oder anderen, das Zelt noch zum Trocknen aufhängen zu müssen. Eine Gruppe nach der anderen verlässt Weißenstein.
Hoffentlich sehen wir uns im Jahr 2027 alle wieder! Auch Wolfgang und ich werden dann zwei Jahre älter sein. Ich bin jetzt schon ziemlich ramponiert, wer weiß, was uns beide bis dahin noch beuteln wird …
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